Verfasst am: Sa Mai 03, 2014 10:57 pm Titel: Die Klippe
Hey, hier eine kleine Geschichte, die ich zum Thema Mobbing, aber auch allgemein zum Leben geschrieben hab. Tut mir leid, wenn ein paar Macken auftreten, ich bin noch ziemlich neu hier und kenn mich nicht so aus .
Die Klippe
Sie ist immer da: Die Klippe. Ich hänge daran, so lange ich mich erinnern kann. Unter mir tobt das Wasser, die Wellen schlagen gegen den massiven Fels, immerzu tobend. Verzweifelt klammere ich mich an das Gestein, meine Hände sind wund, die Finger blutig, so fest klammere ich mich an die wenigen, sicheren Stellen. Früher gab es einmal eine Zeit, da hab ich über die Klippe geblickt, war ganz oben. Es war wunderschön. Die Sicherheit zu genießen, die Pflanzen zu sehen, das Grün, das überall spross. Hier unten wächst nichts, zu rau ist der Fels. Er ist zu steil, keine Blume könnte hier überleben. Schon gar nicht unten bei den Wellen. Sie haben bereits alles Grün abgewaschen, alles Leben vernichtet und nur kalten Stein zurück gelassen. Oben war das anders. Ich sehe es, wenn ich nach oben blicke. Die kleinen Pflänzchen, die dort nahe am Rand sprießen. Ein erstes Zeichen für Leben. Ein Ort, wo keine Welle hin kommt.
Es stimmt mich traurig nach oben zu blicken. Ich kann mich kaum noch daran erinnern, wie es war über den Rand zu blicken. Früher war es für mich selbstverständlich mich an das dichte Gras zu klammern und an diesem Rand zu verharren, doch nun bleibt nur noch die ferne Erinnerung. Es war eine wunderschöne Zeit. Ich dachte sie würde ewig andauern, doch dem war nicht so. Gerade, als ich dachte ich sei stark genug ewig dort zu bleiben war ich gefallen. Nun hänge ich hier, klammere mich seit einer Ewigkeit an diese Steine. Früher bin ich noch geklettert, habe versucht nach oben zu kommen, nur um immer wieder abzurutschen.
Von Tag zu Tag werde ich schwächer. Die Hoffnung wird immer kleiner. Ich will weiter, will es versuchen, doch zu große Angst hatte ich, dass der nächste Halt der Falsche sein könnte. Dass er bröckeln würde, wie so viele Andere und ich tiefer stürzen würde, als je zuvor. Ich weiß, dass ich es versuchen sollte, doch zu groß ist die Angst. Würde ich überhaupt je wieder den Rand erreichen? Würde ich es je wieder schaffen, oder für den Rest meines Lebens nur versuchen zu klettern, um letztendlich das letzte und endgültige mal in die Tiefe zu stürzen? Manchmal werde ich müde. Meine Muskeln sind schwach, mein Körper geschunden von den vielen Versuchen. Auch wenn ich versuche sie zu verdrängen waren die Schmerzen da und ich weiß, dass irgendwann der Tag kommen wird, an dem ich mich entscheiden muss: Klettern und darauf bauen, dass ich den richtigen Halt gewählt hatte, oder nachgeben.
Schon oft habe ich daran gedacht mich einfach fallen zu lassen. Loszulassen und hinein in die tiefe Schwärze der Wellen zu fallen. Wie leicht das doch wäre. Den ewigen Kampf aufzugeben und einfach zu fallen. Stetig schlummert in mir jedoch auch die Furcht davor, was passieren würde, wenn ich das Wasser erreichte. Früher hatte ich wie so viele an eine Strömung geglaubt, die mich fortbringen würde an einen wunderschönen Ort, doch je mehr Zeit verstrich, desto mehr bezweifle ich es. Die Wahrscheinlichkeit ist einfach zu gering, zu schön, um wirklich wahr zu sein. Vielleicht würden die Wellen meinen Körper auch ergreifen und ihn gegen die Klippe schlagen, bis er zum Grund hinunter sank, zu den anderen, die zu müde waren. Ob von Zeit, oder von Schwäche, letztendlich landet jeder in den Wellen. Doch es macht einen Unterschied, ob man zuvor noch am Rand hing und die warme Sicherheit einatmete, um schließlich in Frieden zu fallen, oder ob man dicht über den Wellen hing und einfach nicht mehr konnte. Ob man zu geschunden war, um sich noch länger fest zu halten, oder ob man genug von der endlosen Weite des Festlandes gesehen hatte. Und das ist es, was mich ausharren lässt. Diese kleine Hoffnung. Die Hoffnung, dass ich nicht zu schwach bin, dass ich letztendlich den Rand wieder sehen werde und zu denen gehören werde, die in Frieden fallen. Egal, was mich erwartet, wenn die Wellen mich verschlingen, ich werde mich festklammern, bis meine Muskeln endgültig aufgeben, oder ich vielleicht irgendwann wieder den Duft des Grases einatmen würde. Ich hoffe, das ich stark genug bin mich weiter hoch zu kämpfen, doch sicher ist nichts.
Wow, ich finde das richtig klasse.wie du das in Worte fassen kannst, wirklich beeindruckend!
Schreibst du viel? Also ich würde wirklich gerne mehr davon lesen
_________________ Nur wer seinen eigenen Weg geht kann von niemandem überholt werden.
Ich denke mir auch gerne Geschichten aus, auch wenn ich leider nicht oft dazu komme sie aufzuschreiben. Aber ich arbeite schon seit einiger Zeit an einer die ich hier auch posten möchte
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